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Zima Furtenbachhaus

Architektur: Wolfgang Ritsch, Bruno Spagolla
Mitarbeit Architektur: Martin Bereuter, Martin Probst, Christian Märk, Herbert Willam
Ort: Marktgasse 9, Feldkirch, Vorarlberg, Österreich
Bauherrschaft: Zima Bau- und Projektmanagement
Funktion: Wohn- und Geschäftsgebäude
Fotografie: Bruno Klomfar
Jahr: 2000

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Überlegungen der Architekten Dipl.-Ing. Wolfgang Ritsch und Mag.arch. Bruno Spagolla zum Projekt Furtenbach Haus: „Spannungsvolles Wechselspiel zwischen Alt und Neu“

In einer Stadt zu bauen, heißt immer auch, an dieser Stadt zu bauen. Jedes neu errichtete Objekt ist eine Einfügung in die vorhandene Struktur, es ist aber auch eine Anfügung an die sich ständig fortschreibende Baugeschichte dieser Stadt. Wer offenen Auges durch ein Stadtgefüge geht, erkennt diese Aneinanderreihung von Bauten unterschiedlichster Entstehungszeit, die jeweils in ihrer Zeit „modern“ waren. Das Verbindende und das Verbindliche in diesem Gefüge ist die Formulierung des öffentlichen städtischen Raums, der seinerseits Plattform und Symbol des städtischen Lebens ist.

Das Furtenbach Haus bringt eine neue Qualität von öffentlichem städtischem Raum nach Feldkirch. Herzstück des neuen Bauwerks ist eine große, über 50 Meter lange und dreigeschossig hohe glasüberdeckte Passage. Dieser großzügige, lichtdurchflutete Raum für Geschäfte und Büros bringt eine in dieser Art in Vorarlberg neue Erweiterung und Ergänzung des städtischen Raumangebotes. Auch die Zeughausgasse erfährt durch eine großflächige Schaufensterzone eine Aufwertung. Bei den Wohnungen wird besonderes Augenmerk auf hohe Grundrissqualität, Orientierung und gut nutzbare Außenräume gelegt.

Die Architektursprache des neuen Furtenbach Hauses ist in Materialwahl und Konstruktion zeitgemäß. Höhenentwicklung, Straßenraumbildung und Fassadenproportionen wurden aufgrund genauer Studien des Umfeldes entwickelt und gewährleisten so eine strukturell behutsame Einfügung in das vorgegebene Stadtgefüge. Mit besonderer Sorgfalt wurde die sensible Renovierung der denkmalgeschützten alten „Furtenbach Häuser“ am Marktplatz geplant.

Das neue Furtenbach Haus stellt einen Meilenstein in der Entwicklung des räumlichen Angebotes der Feldkircher Innenstadt dar. Der Hauptzugang erfolgt über die westseitige Laubenzeile des Marktplatzes, nach Durchquerung der relativ niederen, ehemaligen Geschäftsgewölbe erreicht man die hohe, sehr helle neue Einkaufspassage.

Das spannungsvolle Wechselspiel zwischen Alt und Neu bestimmt nicht nur die Zugangssituation, sondern auch die Raumkonzeption in der großen Halle.

Entlang der hohen Wand zum Nachbargebäude führen die Treppen zu den laubengangartigen Erschließung der oberen Geschäftsflächen der Fa. Amadeus. Die „innere Fassaden“ der Geschäfte wurde in einer sehr eleganten Metallkonstruktion großflächig verglast. Die Transparenz wird zum grundsätzlichen Gestaltungsthema, der Durchblick in die Zeughausgasse bleibt gewährleistet.

Die Passage endet in einem kleinen Platz mit kreisrundem Glasdach und umlaufenden niedrigen Sitzbereichen für die Cafeteria-Bewirtschaftung. Nebenausgänge in die Zeughausgasse bzw. in die Vorstadt machen die Passage zu einem wichtigen Bestandteil des innerstädtischen Wegenetzes. Die Fassadengestaltung der Neubauteile ist bestimmt vom wechselnden Rhythmus zwischen durchsichtigen und mattierten, geschosshohen Glasflächen. Dadurch wird trotz der Enge der Straßenräume eine optimale Belichtung der dahinter liegenden Nutzflächen gewährleistet.

Die Feldkircher Innenstadt hat aufgrund ihrer besonderen geographischen Situation (Schattenburg, Stadtschrofen) auch eine besonders wichtige „Ansicht“ von oben. Der Gestaltung der Dachlandschaft wurde daher auch besonderes Augenmerk geschenkt. Vor den Terrassen der Wohnungen in den Obergeschossen wurden durchlaufende Lamellenelemente angebracht, die den freien Ausblick nicht behindern, jedoch für die Terrassen  Regen-, Sonnen- und Sichtschutz bieten. Die gestalterische Grundhaltung ist zeitgemäß und modern, nicht jedoch zeitgeistig und modisch. Auch im denkmalgeschützten Teil an der Marktgasse ist erhaltene Altsubstanz und neu hinzugefügtes klar ablesbar, so wie dies der Baugeschichte der Stadt im Ganzen und auch im Detail entspricht.

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Planung: 1994-2000
Ausführung: 1998-2000

Statik: Ernst Mader, Markus Flatz
HSL-Planung: Gasser und Messner Ingenieure
E-Planung: Dorfelektriker
Bauphysik: Spektrum, Dr. Karl Torghele

Nutzfläche: 5880m²
Grundstücksfläche: ca. 2000m²
Bebaute Fläche: 1897m²
Umbauter Raum: 25149m³

Baukosten (1-6): ca. 6,3 Mio Euro netto

Gesamtwohnungsanzahl: 42
Stellplätze: 56

Publiziert in:

ARCHITEKTUR AKTUELL, November 2000